Geschichte
 

Baugeschichte St. Michael Seiferts

 Diese Kirche wurde neu erbaut in den Jahren 1879 und 1880, nach den durch Zimmer-meister Julian Herget von Hilders gezeichneten Bauplänen, denen die Bauart der Hilderser Kirche zu Grunde gelegt ist.

"Nothwendig wurde der Kirchen - Neubau durch den elenden Zustand und die Raumbeschränktheit unseres im Jahre 1567 erbauten Kapellchens. Schon seit vielen Jahrzehnten wurden Kapitalien, von verschiedenen Wohlthäterspenden herrührend, für einen Kirchen - Neubau durch eine eigene hiesige Kirchenbaustiftung verwaltet und admassiert. Nach dem hiesigen Brande von 1872 wurde als Bauplatz die Brandstätte von dem Hause des Leo Spiegel neben der Schule nebst dessen Garten, dem jetzigen Kirchen - Vorplatz, der es auch zur Zierde für ewige Zeiten unverstört bleiben soll und muß, von den Mitteln des Kirchenbaufondes angekauft. Im April 1878, als das Schnurgerüst gezogen war, da erkannte man, daß auf diesen Rain oder Abhang die Kirche vorne auf Mauer allzuhoch, aber am östlichen Giebel dennoch tief in das ausgegrabene Erdreich käme und dadurch beständig feucht bliebe. Deshalb wurde am 18. April 1879 noch der ober dem Spiegel`schen Garten auf der Anhöhe liegende Acker des Heinrich Faulstich als eigentliche Kirchenbaustätte durch die Kirchen - Vorsteher im Einverständnis mit der Gemeinde - Vertretung und der Gemeinde - Verwaltung käuflich erworben - weil die Lage der Kirche da oben weit erhabener und trockener war -, einschließlich eines Ganges um die Kirche herum in Breite von wenigstens 10 Fuß. Die Genehmigung des Kirchenbaues nach den vorgelegten Bauplänen, und zwar auf eigene Regie, wie wir erbeten hatten, war von der Königl. Regierung zu Cassel ertheilt am 24. Juli 1887, und würde darauf noch in jenem Herbst viel Material an Steinen und Sand herbeigeschafft. Als Bauführer wurde von uns gewählt Herr Nikolaus Seifert aus Geisa, Maurermeister I. Classe kraft bestandener Meisterprüfung in München und Weimar, empfohlen durch die besten Zeugnisse. Am 23. April 1879 wurde das Grundgraben begonnen; in den Grund hinein kamen meistens große lagerhafte Basaltsteine, die im Winterschnee auf Schlitten beigefahren worden waren, und zu Ende Mai 1879 war der Sockel vollendet; am Pfingst - Montag 2. Juni Nachmittags fand durch unterzeichnenden Pfarrer die Einweihung des an der südlichen Ecke sichtbaren Eck- und Grundsteines statt, welcher 2 biblische Inschriften trägt: Petra autemerat Christus; und Lapis angularis etc. Bis Ende Oktober war die Umfassungs - Mauer fertig, und wurde noch der Dachstuhl aufgesetzt und die Ziegeln provisorisch aufgelegt. In diesem gegenwärtigen Jahre 1880 wurde zuerst der östliche Giebel ausgebaut, dann der Steinthurm vollendet Samstag 21. August. Die meisten Steine wurden in die Höhe getragen auf der nordöstlich von den Ankern her angebrachte Laufbrücke, welche länge der nördlichen Seite der Kirche hinlief und dann allmählich rings um den Thurm herumführte. Doch wurden zuletzt viele Hauptsteine am Flaschenzug innen hinaufgezogen. Über das Laufgerüst hin und zugleich mittelst des Flaschen-zuges wurden die 2 circa je 40 Cubikfuß starken, also je 36 bis 38 Zentner schweren Schneckensteine (die Sockel für die Urnen) sowie die St. Michael - Statue am Dienstag, dem 7. September hinaufgeschafft. Dieses Michael Bild ist durch den aus Simmershausen gebürtigen und in München akademisch gebildeten Bildhauer Herrn Gottfried Fleck in Mellrichstadt gefertigt aus elsässischen Kalkstein. Der Holzthurm wurde durch oben genannten Zimmermeister Julian Hergert und dessen 2 Söhne Venanz und Ludwig Herget im Verein mit dem besonders im Standebäum und Gerüst - Bauen kundigen Zim-mermeister Johann Büttner von Thaiden und seine Gesellen glücklich und ohne Unfall erhoben am Samstag d. 28 t. und Montag d. 30. August (einem sehr windigen Tage), an welch letzteren tage ich unterzeichneter Pfarrer morgen 8 Uhr dahier zur Erflehung des himmlischen Schutzes ein Engelamt hielt, dem die Zimmerleute beiwohnten, wie auch beim Heben des Dachstuhls im verflossenen Herbst Hr. Kaplan Ludwig ein Engelamt gehalten hatte. Am nämlichen Tag, d. 30. August kam Hr. Schieferdecker Franz Adam Bömmel von Kissingen an mit seinen Gehilfen (1 Sohn v. 15 Jahren, 3 Gesellen, 1 Lehrbursch) und mit seinen Materialien an Schiefern u. Verschalungs - Brettern, Kreuz, Knopf etc. Derselbe gedenkt bis etwa 14. ds. Mts. Sine arbeiten zu vollenden. Unser mit ihm heuer im Frühjahr abgeschlossener Akkord lautet auf 5 Mark pro Quadrat - Meter Schieferfläche (wird ca. 120 Quadr. Meter betragen), dann 60 MK für den Knopf (kupferner Kessel) den er noch auf unsre Kosten hier vergoldete nebst den Ecken und Strahlen des Kreuzes, und 60 MK für das Kreuz, welch beide Gegenstände er in Kissingen hat fertigen lassen. Heute, Freitag, 10. Septb. Wird er den Thurmknopf und das Kreuz aufsetzen lassen, auf welch letzterem wir noch einen aus Weißblech 2seitig gefertigten und durch Beck in Hilders vergoldeten Wetterhahn haben anbringen lassen. Nächster Tage wird H. Herget noch die Flügelmauer mit den zwei vom Müller‘schen Steinbruch beschafften Schneckensteinen und den 2 Urnen darauf vollenden, von welch letzteren die eine auf der Südseite eben daher ist, die andre auf der Nordseite vom Steinhauer Benedikt Assel zu Hilders im dortigen Fischer‘schen Steinbruch gehauen zum Preise von 66 MK einschließlich des Steines.

Bemerkungen über das Baumaterial und die Baugelder:

Das Fundament ist mit lagerhaften Basaltsteinen ausgeschlagen und durchschnittlich 1 Meter tief bis auf festen Felsen. Die Sandsteine wurden gebrochen

a) aus den hiesigen 2 Steinbrüchen (der Gemeinde unter der
Hut und des BenediktHandwerk am Reulbacher Pfad),
b) aus dem Heger‘schen Steinbruch zu Thaiden,
c) aus dem Fischer‘schen Steinbruch zu Hilders;
von den Hauptsteinen und Gesimsen, Wulsten, Sohlbänke etc. wurden die rothen aus dem Steinbruch von Oberweid geholt, einige wenige v. Thaiden und Hilders, die meisten und vorzüglichsten aber (weiße) nebst den röthlichen der oberen Nische aus dem Stein-bruch des Peter Müller bei Poppenhausen, darunter auch sämtliche Tritte und die Platten auf dem hinteren Giebel sowie die dicken Plattensteine der Flügelmauer.

Die unzählig vielen Stein- Holz- Sand- Bretterfuhren etc. wenigst zwischen 3 und 4000 (wenn nicht gegen 5000) die 3 bis viertausend wurden geleistet

a) durch unser eigenes angekauftes Geschirr (2, und eine
Zeitlang im vorigen Sommer 3 Pferde, mit neuem Wagen,
der bei Battener Schmied Gilbert angekauft ward zu
188 MK, wozu Fahrknecht war der vormalige Bauer
Johann Weber (in sog. Vogt`schen Haus)
b) durch die Frohndefuhren der Seifertser,
c) durch die vielen Bittfuhren der Nachbargemeinden
d) auch durch bezahlte oder Lohnfuhren in der Erntezeit.

Stangen, Bauholz- und Scheitholz- Stämme sind außer vielen (aus der Seifertser Gemeindewaldung) in Staatsgutsherrlichen (Rosenbach`schen) und Gemeindewaldungen angekauften und vielen aus der Seifertser Gemeindewaldung noch theils von hiesigen und auswärtigen Privaten, theils von fremden Gemeinden auf unsere Bitten geliefert worden, wie auch von Herrn Grafen Ludwig v. Froberg zu Gersfeld.

Das weit unzulängliche Baukapital unseres Kirchenbaufondes zu 17000 MK wurde ergänzt

a) durch die vielen kleineren und größeren Wohltätergaben
an Geld, die wir von guten Freunden, Bekannten und
sonstigen Gutgesinnten in der Nähe und Ferne erhalten
haben, darunter auch ansehnliche Gaben aus den Pfarreien
Hofaschenbach, Schwarzbach etc. durch die Bemühungen
unseres dorther gebürtigen Kirchenvorstehers
Karl Wassermann
b) durch hiesiges Bruno Faulstich`sches Vermächtnis von
500 Gulden aus der Bendikt Handwerk`schen Familie;
c) durch die Beiträge von mir unterzeichnetem Pfarrer
(die ursprünglich versprochenen 600 Thaler noch etwas
übersteigend.)

Unser Baukassierer Philipp Mehler hat 2 schöne Baustämme geschenkt und ebenso die Joh. Ant. Weber`sche Witwe v. hier; Erlenbäume zu Brettern für die Gerüste wurden unt. And. Geschenkt vom Vorsitzenden Hahl, vom Kirchenvorsteher Mötzing und je einer von 15 Bauern zu Thaiden.

In den Thurmknopf legen wir in einer Flasche außer dieser Urkunde wieder ein Päckchen mit mehreren älteren und neueren Münzen (½ Mark, Nickelgroschen etc.) und mit "Reliquiae s. Innocentie Martyrus".

Nachträglich sei unter den Wohlthäterspenden noch erwähnt die Gabe des Herrn Religionslehrers Professor Leopold Höhl zu Würzburg (vormaligen hiesigen Kaplans 1868/71), bis jetzt 110 MK, denen noch größere Beiträge nachfolgen sollen. Auch dermaliger Hr. Kaplan Ludwig hat eine pro viribus ansehnlichen Beitrag geleistet.

Als denkwürdiges Ereignis dieses Jahres 1880 sei angeführt die Vollendung der zwei Kölner Domthürme im August ds. Js. zur Höhe von 157 oder nach anderen Angaben 160 Meter.

Glorreich regierender Papst ist Leo XIII
Deutscher Kaiser Wilhelm I. König von Preußen
Bisthums - Verweser v. Fulda - da leider in dem seit 1871/72 grassirenden sog. Kultur-kampf das Bisthum seit Okt. 1873 verwaist ist - Hr. Domkapitular Conrad Hahne.
Dechant Hr. Pfarrer Glock zu Poppenhausen
Pfarrer von batten (Schreiber des Gegenwärtigen) Franz Hohmann aus Hilders, (annorum prov. Oktob. 24) der die Bauführung mitgeleitet hat.
Kaplan v. Batten für Seiferts: Herr Eduard Ludwig aus Rothemann.

Siegel: Siegel:
Kirchenvorstand D.R. Verwaltung der
Kath. Filialgemeinde Landgemeinde

Seiferts Kr. Gersfeld Seiferts

Kirchenvorstand v. Seiferts Herget Vorsteher

Hahl Vorsitzender
Mötzing Kirchenvorsteher
Mehler Kassierer
Wassermann Kirchenvorsteher


Das Dokument beginnt mit folgender Überschrift:

Thurmknopf - Urkunde

Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit
Seiferts, Pfarrei Batten, Bisthums Fulda
Kreises Gersfeld, Freitag 10. Septb. 1880

(Quelle: Thurmknopf - Urkunde)


Die Kirche hatte bei ihrer Einweihung (am 24. Oktober - St. Raphael - von Pfarrer Franz Hohmann) weder Nebenaltäre noch Kanzel und Stühle u. einen geborgten Beichtstuhl, der Hochaltar war ein Nothaltar aus einer einfachen Mensa und einem von Hilders geborgten Tabernakel bestehend. 1881 wurde von den Franziskanern in Würzburg die beiden Nebenaltäre erworben, ferner der schon 1878 von einem Kloster in Bamberg für 300 M gekauften Hochaltar vom Kunstschreiner Link in Ostheim restauriert, aufgestellt und gefaßt, sowie Kanzel und Bänke angeschafft, 1883 die Orgel an Stelle der von der alten Kirche hergeschafften alten.

Als im Jahre 1883 der Hochw. Herr Bischof von Fulda Georg Kopp in der Rhön zu firmen beabsichtigte - eine neue Glocke, die große, und die beiden Statuen Bonifatius u, Kilianus von Fleck in Mellrichstadt waren unterdessen beigekommen - ward Hochderselbe gebeten, bei dieser Gelegenheit die neue Kirche in Seiferts zu consekriren und daselbst statt in Batten zu firmen, welcher Bitte auch huldvollst willfahrt wurde. Also ward am 21. Juni 1883 die Kirche consekrirt, mit Ausnahme der Altäre, weil dieselben es schon waren."

(Quelle: Auszug aus der Chronik der Pfarrei Batten)